Der von Adju bestens organisierte TA bei der „GFKB Gesellschaft für Kampfmittelbeseitigung mbH Mecklenburg-Vorpommern“ in Pinnow fand großes Interesse – auch bei unseren Damen.
Der Vortrag vom Geschäftsführer Sebastian Dosdall war nicht nur kurzweilig sondern auch hoch interessant.
Sebastian Dosdall von der „Gesellschaft für Kampfmittelbeseitigung M-V“ – größter Steuerzahler in Pinnow – stellte zunächst seinen persönlichen Werdegang vor. Danach ist dieser Mann doch tatsächlich „mit „Munition geboren“ (O-Ton Her Dosdall). Ob das an seinem Vater als Leiter des Munitionsbergungsdienstes zu DDR-Zeiten lag, kann nur spekuliert werden. Seit 1995 ist die Firma in Pinnow ansässig, seitdem Herr Dosdall denken kann, hat er mit Munition zu tun.
Er ist Maschinenbauingenieur und hat dann Betriebswirtschaft studiert, um 2004 als weiterer Geschäftsführer in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen. In Spitzenzeiten hat das Unternehmen bis zu 200 Arbeitnehmer. Das Unternehmen arbeitet für die öffentliche Hand und hat in der Kernzeit Frühjahr – Herbst die Kampfmittelräumung vorzunehmen. Daneben gibt es viele private Aufträge – insbesondere aus der Bauwirtschaft. Die Kernaufgabe des Unternehmens ist das Suchen und Bergen.
In seinem historischen Ausflug verwies er darauf, dass ein Kampfprinzip das Vernichten durch Sprengen ist. Die Kampfmittelbeseitigung wird wohl noch hundert Arbeit bedeuten, da immer wieder Munition gefunden wird.
Bei der Sprengung seien meist große Flächen munitionsverseucht worden im 2. Weltkrieg.
Danach waren Strukturen aufzubauen. Dabei ging und geht es um die Schrottaufbereitung von Kampfmitteln, insbesondere Granathülsen. Also waren die ersten Schrottsammler Kampfmittelräumer.
Es erfolgte im Osten eine Verstaatlichung, die Munitionsbergungsbetriebe wurden nach Bezirken geordnet. In der alten BRD wurden die Dienste nach Bundesländern sortiert (Feuerwehr, Polizei) usw. Der Bund kümmert sich allerdings nicht um die Kampfmittelentsorgung; große Flächen sind jedoch kampfmittelbelastet.
Die Länder kümmern sich folglich selbst um die Kampfmittelräumung, haben auch die Kosten hierfür zu tragen. Oft wird bis heute bei Bauprojekten oft Munition gefunden. Daneben gab oder gibt es oft Kampfmittel in Gewässern; so sei der Ziegelinnensee voll mit Munition, es gibt diverse Verklappungsgebiete in der Ostsee usw.
Eine große Brisanz stellen der Rost einerseits und die für die Ewigkeit gebauten Zünder andererseits da. Da Langzeitzünderbomben allein viel später hochgehen, sind diese nicht nur oft bestens erhalten, sondern erfordern sehr großen Aufwand und Vorsicht bei der Bergung bzw. Sprengung vor Ort.
Die privaten Firmen bergen mit zum Beispiel mit Baggern mit Panzerglas (Die Firma besitzt 10 solcher Teile). Die Gebiete, wo zwingend Kampfmittelräumungen zu erfolgen haben, sind zu 99 % bekannt. Die wenigen privaten Firmen sind deshalb sehr gut ausgelastet und spezialisiert. 10 000 Menschen beschäftigen sich damit. Dies wird wohl noch 100 Jahre dauern – so der Chef der Firma. Der Schwerpunkt liegt also in der Flächenräumung. Die Entsorgung der gefundenen Munition findet in Vernichtungsanlagen statt. Es gibt ca 10-50 Tausend ha kampfmittelbelastete Flächen in MV, so in Peenemünde (5000 ha) usw. Für das Orten und Bergen sind eine besondere Ausbildung und ständige Beratung notwendig. Einen speziellen Beruf gibt es nicht. Die Arbeitnehmer kommen aus unterschiedlichen Bereichen, werden oft angelernt; sind auch oft gering qualifiziert. Die Überwachung erfolgt dann allerdings durch Ausbilder. Technisches Verständnis ist Voraussetzung – auch ohne Abitur. Kampfmittelbeseitiger müssen die verschiedenen Zündsysteme genau kennen. Alles entscheidend ist die Berufserfahrung. Für Ausbildung und Beratung gibt es nur 2 Firmen in Deutschland.
Alliierte haben bis heute keine Infos über Aufbau der Kampfmittel bereit gestellt, es wird bis heute mit Schulungsunterlagen aus 2. Weltkrieg gearbeitet. Aktuelles Problem ist auch die NATO Munition auf Truppenübungsplätzen.
Nach der Vorstellung von Zündern und Munition am Anschluss an die hochinteressanten Ausführungen im Schulungsraum, sind wir dann in den Keller gezogen, wo die Munitionsfreaks auf ihre Kosten kamen.
Mir ging es nach dem Vortrag sehr gemischt. Auf der einen Seiten war ein Einblick in die Arbeit sehr interessant, auf der anderen Seite ist das Unverständnis groß über die bewusste Produktion von Waffen mit möglichst großer und immer größerer Wirkung für Bauten (große Explosionswirkung im unteren Erdbereich) oder Menschen (Zündung höher mit Streuwirkung usw.) um möglichst viel Tod zu bringen. Es ist bedrückend und schockierend, wozu unsere Spezies in der Lage ist.
Beim anschließenden Essen im Gasthaus zum Petersberg spielten die Regularien eine nur geringe Rolle, dass Essen stand im Mittelpunkt, die Essenzeit war einfach ran. Es wurde kurz über die Geldübergabe vom Martensmannfestschmaus an das Theater, die Lage bei RT 201 berichtet und über das AGM gesprochen. Die Planungen für unser Septemberwochenende (Kranichsuche) wurden vorangetrieben. Die Truppe steht also.
Herzlichen Dank Adju und den zahlreichen Damen, die zugegen waren.
Yit, Holger